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Einweihung am 5. Oktober 1952

Sassenberg (dor). Die vier Bilder, die an der Wand in der Sakristei in grünen Rahmen hängen, zeigen die Pastöre, die in der Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde bislang eine führende Rolle gespielt haben. Im fünften Bilderrahmen steckt ein Platzhalter. „Da kommt irgendwann ein Bild von mir hinein“, sagt Michael Prien. Der Pastor, der die evangelische Kirchengemeinde seit 14 Jahren führt, denkt aber noch lange nicht ans Aufhören. Mit seinen 49 Jahren hat er noch einiges vor, will mit der Gemeinde noch vieles begehen.

 

So auch das 60-jährige Bestehen der Gnadenkirche. Das wird am Wochenende – wie beim ersten Gottesdienst vor 60 Jahren – zeitgleich mit dem Ernte-Dank-Fest gefeiert.

 

Der fünfte Oktober 1952 war für die evangelischen Glaubensbrüder- und schwestern ein denkwürdiger Tag. Endlich hatten die Gottesdienste, die bis dato mangels eigener Räumlichkeiten in Volkschulen und auch in der Katholischen Kirche in Sassenberg gefeiert wurden, ein Ende, hatte die junge evangelische Gemeinde ein eigenes Gotteshaus. Wie Pastor Michael Prien in einem Pressegespräch mit der Glocke berichtete, war es vor allem der Initiative Pfarrer Lackners, der hier von 1947 bis 1960 gewirkt hat, zu verdanken, dass der Bau der eigenen Kirche Wirklichkeit wurde. Förderlich war auch das damalige Förderprogramm der Landeskirche, die den Bau preiswerter Kirchen unterstützt hat.

 

Mit der Verpflichtung zu umfangreichen Hand- und Spanndiensten begann dann im Spätsommer 1951 der Bau der Kirche, die eigentlich „Gnadenkapelle zum Heilsbronnen“ heißt. Diese Bezeichnung hat sich aber nicht durchsetzen können. Schnell wurde aus diesem Namensungetüm die Gnadenkirche gemacht. Diese ist 60 Jahre nach ihrer Einweihung im wesentlichen erhalten geblieben, freut sich Pastor Michael Prien.

Sassenberg(dor)Wie er sagt, seien die Bänke, die Platz bieten für bis zu 180 Personen, noch aus der Anfangszeit. Auch die Kanzel, der Altartisch und das Taufbecken gehören seit den Anfängen zum Inventar der Gnadenkirche. Das große Holzkreuz, das ein Seitenarm der Kirche ziert, ist ebenfalls seit Anbeginn Bestandteil der Kirche. „Das haben die Bauarbeiter der Gemeinde geschenkt“, weiss Pfarrer Prien zu berichten.


Erhalten geblieben sind bis heute auch die Kirchenfenster, die je nach Lichteinfall in den unterschiedlichsten Farben schimmern. Aus energetischen Gründen und zu ihrem eigenen Schutz sollen diese in den nächsten zwei Jahren mit einer Schutz- und Isolierverglasung versehen werden.


Eine weitere nicht wegzudenkende Preziose auf dem Altartisch ist das Bronzekreuz. Das schenkte die Stadt der Gemeinde zum 25-jährigen Bestehen der Kirche. Für Prien ist das Kreuz auch ein Symbol für die guten Beziehungen, die die evangelische Gemeinde mit der Stadt seit jeher pflegt. Vor zwei Jahren erhielt der Innenraum der Kirche einen neuen Anstrich. Die ehemals dunkelbraunen Balken und Leibungen der Fenster sind einem freundlichen taubenblau gewichen. „Die Kirche kann in Anlehung an das Envangelium, das lebensfördernd und lebensbejahend ist, ruhig ein heller Raum sein“,freut sich Prien über die warme Atmosphäre, die das Gotteshaus ausstrahlt. Und klanglich können sich die Gottesdienstbesucherseit zwei Jahren über die Klänge einer digitalen Orgel freuen. Der Holzwurm hatte dem alten Holzinstrument den Garaus bereitet.

 

Die Gnadenkirche, die heute fast ausschließlich dem Gottesdienst und der Andacht gewidmet ist, war lange Jahre das Zentrum des Gemeindelebens. In der Kirche fand der Konfirmandenunterricht statt – oben auf der Empore stand gar eine Tischtennisplatte -, Bastel-, Frauen- und Kindergrupen kamen ebenfalls in der Kirche zusammen. Räumliche Entlastung boten der Anbau, der im Jahr 1960 errichtet und 1986/87 erweitert wurde sowie der Bau des evangelischen Gemeindehauses im Jahr 2000.
Während die Krabbelgruppen, der Konfirmandenunterricht und der Bastelkreis im Gemeindehaus stattfinden, ist das Pfarrbüro, das zuvor im Haus des Pfarrers geführt wurde, in den Anbau umgezogen. Hier findet auch der Konfirmandenunterricht für die Drittklässler statt. „In die Umbau- und Anbaumaßnahme ist ganz viel ehrenamtliches Engagement geflossen“, freut sich Prien.


Ehrenamt wird in der Gemeinde überhaupt groß geschrieben. Alfred Scholz schmiert mit seinen 80 Jahren immer noch die Kirchturmglocken, Eva-Maria Schmitz sorgt für den schönen Blumenschmuck auf dem Altar und Willy Szameitat pflegt die Beete und die Rasenflächen. Das Amt des Küsters teilen sich Willy Szameitat, Martin Lerchner, Elke Ulbrich, Gerhard Schütz, Klaus Krupphöller, Frau Ingrid Zander und Frau Lydia Lauer. Sie alle werden beim Jubiläum und beim Ernte-Dank-Fest am 7. Oktober auf jeden Fall mit von der Partie sein. Nach dem festlichen Gottesdienst sind alle Gemeindemitglieder herzlich auf einen Plausch ins Gemeindehaus eingeladen.