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Gottesdienst für Weihnachten

Freuet euch in dem Herrn allewege und abermals sage ich euch: Freuet euch! Der Herr ist nahe!

Mit diesen Worten aus dem Philipper-Brief grüße ich Sie und euch recht herzlich. 

Freude in dieser Zeit?! Wo ist sie? – Nun ja, wenn die Ehefrau lächelt, die Enkelkinder friedlich miteinander spielen, wenn ein Mensch zu einem anderen etwas Liebevolles sagt, dann ist Freude da. Ein beruflicher Erfolg kann Freude auslösen und ebenso eine Freundschaft. Freude, stilles Genießen, heitere Gefühle, fröhliche Gedanken – wenn mein Gemüt all das in sich hat und sich eine Lebenseinstellung daraus ergibt – glücklich kann sich der Mensch schätzen. 

Paulus nimmt diese Freude auf und verbindet sie mit Christus: Der Herr ist nahe! – Selig kann sich der Mensch da wissen.

Gerade in der Adventszeit durften wir uns auf die Nähe, auf die Ankunft des Herrn vorbereiten. Thematisch wurden  und werden dabei wichtige Inhalte in den Blick genommen: Tod und ewiges Leben, Gericht und damit verbunden die Sünde, die Wiederankunft Christi am Ende aller Tage verbunden mit der Hoffnung auf die Apokatastasis panton, auf die Allversöhnung, die ich nicht lehren kann, aber um die ich beten darf. Und natürlich geht es um die geschehene Ankunft Jesu Christi im Stall von Bethlehem und ihre Ankündigungen in den messianischen Weissagungen des Alten Testaments.

Da ist dann eine Adventszeit gar nicht lang, wenn ich mich mit diesen Glaubensinhalten beschäftige. Sie öffnen mich innerlich für den, der da gekommen ist und kommen will: Jesus Christus.

EG 1: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit (EG: Evangelisches Gesangbuch)

Pfr.: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes

Gem.: Amen

Pfr.: Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn …

Gem.: … der Himmel und Erde gemacht hat.

Pfr.: Lasst uns Verse des 24. Psalms lesen: EG 711

Alle: Ehr‘ sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist … EG 177

Eines fällt mir nun wieder auf, wenn dieser Psalm 24 gelesen wird: Die Ankunft des Herrn – im Psalm ist mit „Herrn Zebaoth“ Gott als Herr der himmlischen Heerscharen gemeint – hat nichts mit einer Konsumenten- oder Fernsehhaltung zu tun, sondern wird vielmehr mit einer aktiven ethischen Haltung verbunden: Wer darf auf den Herrn Berg gehen, also auf den heiligen Berg in Jerusalem, auf den Zion, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte – gemeint ist der Tempel? In der Antwort ist von unschuldigen Händen und reinem Herzen die Rede, von der Wahrheitsliebe – anders ausgedrückt: Ich darf mich einlassen – aktiv, auch in die Gemeinschaft der Heiligen, also derer, die sich zu Gott hin orientieren. Ich darf wahrnehmen, was geschehen ist, was angekündigt wurde und geschehen soll. Dann schlage ich die Bibel auf und lese eine der für mich schönsten Stellen im Alten Testament: Jesaja 9, 1+5-6

EG 20 Das Volk, das noch im Finstern wandelt

Ein bekanntes Heilswort des Propheten bildet diese Verse am Ende der sogenannten Denkschrift, die mit der Berufung des Propheten (Jes.6) beginnt und chiastisch umrahmt ist von Wehrufen und Gerichtsworten mit einem sich sich wiederkehrenden Kehrvers. In dieser Denkschrift finden Sie auch das Wort: Siehe, eine Jungfrau (junge Frau) ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel (Jes. 7,14).

Umgeben von Gerichtsworten und Wehrufen über das aktuelle Zeitgeschehen wird in der Denkschrift eine von Gott her kommende Zukunft angekündigt, die die Dunkelheit des Volkes erhellen wird. Siehe, ein Volk, das im Finstern wandelt – denke ich an Deutschland?! – hier ist auf jeden Fall das Volk wach und sieht ein großes Licht. Und das Licht wird präzisiert: Ein Kind wird, ist geboren – und dann, dann achten Sie auf die Titel: Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst – alles Titel, die Gott gebüren.

In Ägypten war das kein Problem, einen Herrscher, einen König und eine Gottheit titelmäßig gleich zu bedenken. Aber im Alten Testament ist an keiner anderen Stelle diese altorientalische Königsideologie mit diesen göttlichen Titeln auf einen jerusalemischen König übertragen worden. Jesaja wagt da etwas, was sich sonst keiner traut. Aber es besteht ein Unterschied, der dieses Wagnis ermöglicht: Jesaja spricht von einem kommenden Herrscher, von einer zukünftigen Heilsgestalt. Die Königsideologie wird sozusagen eschatologisiert – auf die Zukunft hin ausgerichtet.

Jesaja 11,1-2 zeigt dann noch wunderbar auf, welche Eigenschaften der Messias haben wird.

Diese und andere Bibelstellen zeigen mir auf: Altes und Neues Testament sind allein schon durch die Heilerwartung des Messias miteinander verbunden. Und: Ich bin eingebunden in eine Heilsgeschichte, die zurück über Jesus Christus, die Propheten, über König David und Abraham bis hin zur Schöpfung reicht und nach vorn bis zur Wiederankunft Jesu Christi und zur Vollendung des Reiches Gottes und der Ewigkeit geht. In dieser Heilsgeschichte lebe ich in dieser Zeit – und zwar von Ostern her auch zu Weihnachten. Denn Ostern hat doch erst die Feier der Geburt Jesu ermöglicht. Und wenn das so ist, dann kann ich in der Tat seine Geburt feiern und das Weihnachtsevangelium nach Lukas (Lk2) lesen.

Lesung: Lk 2,1-20

EG 46 Stille Nacht

Und wenn Sie jetzt noch die Weisen aus dem, Morgenland vermisst haben, dann lesen Sie doch im Matthäusevangelium das 2. Kapitel

Lesung: Mt. 2,1-12

EG 56 Weil Gott in tiefster Nacht erschienen

Gebet: Vater unser

Segen EG 1002

Ich wünsche Ihnen und euch allen eine gesegnete Weihnachtszeit.

EG 44 O du fröhliche

Ihr und euer Pfarrer Michael Prien